In den letzten Tagen ist ein regelrechter Sturm durch mein Leben gerauscht, was meinen Ruf auf sozialen Medien angeht. Ich habe, was das angeht, inzwischen eine andere Haltung entwickelt als früher: Es ist mir inzwischen ziemlich egal, was Menschen von mir denken. Sie dürfen mich nicht mögen. Sie dürfen mich sogar hassen. Sie dürfen enttäuscht von mir sein. Und sie dürfen mich auch überhaupt nicht verstehen. Ich habe es abgelegt, mich zu erklären oder zu rechtfertigen. Menschen sollen mich gern an meinem Verhalten und an meinen Taten messen. Und wenn ihnen nicht gefällt, was ich denke, sage oder tue und sich das auch nicht klären lässt, trennen sich eben die Wege. Ich habe keine Lust mehr, dann noch lange zu kämpfen. Ich sehe auch keinen Sinn darin. Denn ein Bild, das Menschen von mir haben und das sie selbst nicht in Frage stellen, werde ich nicht ändern, indem ich lange erkläre. Diese inneren Bilder und Überzeugungen von dem, wer oder was ich sei, könnten nur verändert werden, wenn die Personen selbst bereit wären, genauer hinzusehen und einen Realitätsabgleich vorzunehmen.
Viele Menschen denken inzwischen etwas in mich hinein, das mir nicht entspricht und stellen mich in eine Position, in der ich mich selbst nicht sehe. Ich habe daher das Gefühl, ich werde instrumentalisiert für Dinge, die mit mir überhaupt nichts zu tun haben und ich werde in einer Art und Weise in Verantwortung gestellt, die ich nicht als angemessen empfinde. Ich möchte weder eine Heldin auf einem Podest sein, noch der Inbegriff des Bösen. Ich möchte nicht berühmt werden. Ich habe eine Botschaft zu übermitteln, die aus meiner eigenen Entwicklung und meinen eigenen Erkenntnissen entsprungen ist. Ich kann relativ klar Dinge auf den Punkt bringen. Das sehe ich als meinen Auftrag und das ist auch schon alles.
In den letzten Jahren habe ich eine sehr klare Haltung entwickelt. Diese Haltung hat sich immer weiter fokussiert und konzentriert. Ich habe mich klar auf die Seite der Mädchen, Frauen und Mütter gestellt. Ich bin selbst eine Frau und Mutter. Insofern sollte man denken, das sei folgerichtig und eine gute Sache. In Wahrheit ist allein diese Position Anlass, mich zu attackieren. Daneben habe ich mir obige Haltung angewöhnt und die lässt sich auch damit zusammenfassen, dass ich meinen Platz nicht räume. Egal, wieviele Menschen mich angreifen und egal aus welcher Richtung, egal, was irgendwer über mich behauptet oder in mich hinein phantasiert: Ich bleibe auf meinem Platz und ich halte meinen Raum und ich nehme dafür auch Einsamkeit in Kauf. Ich komme mit mir selbst gut zurecht.
Meine Botschaft ist: Ich als Frau habe das Recht darauf, hier zu sein und ich will, dass meine und unsere Belange gesehen und umgesetzt werden. Ich fordere, dass wir als vollwertige Menschen anerkannt werden und ich lasse mich nicht ablenken. Außerdem: Ich stelle mich hinter Frauen, die angegriffen werden. Ich agiere parteiisch für Frauen. Ich interessiere mich nicht für Männer und ihre Belange. Das ist nicht mein Thema, nicht meine Aufgabe und nicht mein Problem.
Mein Problem und mein Fokus ist die Lage der Frauen.
Genauso sehe ich es bei Politik: Politik, Herrschaft und Macht sind Pfeiler des Patriarchats. Frauen werden aus jeder politischen Richtung angegriffen. Aktuell stehen Frauen sogar ganz besonders von linken Parteien und Gruppierungen in der Schusslinie, die sich Feminismus und Antifaschismus auf die Fahne geschrieben haben. Gerade in linken Kreisen lesen wir zunehmend Parolen wie „Kill the TERF“ oder „TERFs boxen“. TERFs sind Frauen wie ich – Frauen, die auf ihren Rechten bestehen. Frauen als TERFs zu beschimpfen geht inzwischen bis in höchste politische und mediale Ebenen. Es wird damit normalisiert, Frauen zu entmenschlichen und Gewalt gegen Frauen als legitimes Mittel von Politik und Gesellschaft zu reinstallieren. Daneben zieht sich auch von rechts die Schlinge um die Hälse der Frauen zu, denn wir beobachten weltweit, dass Frauen mühsam erkämpfte Selbstbestimmungsrechte über ihren Körper und ihre Sexualität wieder verlieren. Frauen verlieren beispielsweise in vielen Ländern dieser Welt wieder das Recht, eine Schwangerschaft abzubrechen.
Da die Angriffe auf Frauen von allen Seiten so massiv sind, ist es wichtig, die Sache der Frauen klar und unumstößlich und auch gegen Widerstände zu vertreten. Es ist wichtig, dass Frauen den Mut entwickeln. ihren Platz zu behaupten – selbst wenn sie beschimpft, bedroht, belästigt und angegriffen werden.
Normalerweise kommen diese Angriffe von Männern. Aber in den letzten Jahren kommen diese Angriffe auch von Seiten der Frauen – in den letzten Tagen sogar aus den Kreisen, die sich als radikalfeministisch bezeichnen. Für mich stellt sich hier nun aber heraus, wer wirklich auf Seiten der Frauen steht und wer sich auf’s Glatteis ziehen lässt. Ich persönlich führe in solchen Momenten den oben genannten Realitätsabgleich tatsächlich durch, lasse mich ent-täuschen von Personen, denen ich mal vertraut habe, und gehe dann. Ich erlebe, wie Menschen eine einseitige Haltung über mich verbreiten, mich in eine Ecke stellen wollen oder zu feige sind, in meiner Nähe zu bleiben. Und wenn eine genau beobachten würde, würde sie feststellen: Auch da sind wieder Männer dazwischen, die es sehr genießen, eine Frau wie mich zu zerlegen, weil sie angeblich eine falsche politische Position vertreten würde oder falsche Kreise unterstützen würde. Und Frauen fühlen sich gut, wenn sie von Männern unterstützt werden.
Ich kann dazu nur sagen: Ihr täuscht Euch und hier zeigt sich einfach deutlich, dass Eure Position nicht klar ist. Im entscheidenden Moment lasst Ihr Euch von phantasievollen Gerüchten, Politik und Männern beeinflussen und glaubt Frauen nicht, die wirklich im Fadenkreuz stehen. Im entscheidenden Moment lasst Ihr Frauen im Stich, die Euch aus irgendeinem Grund nicht passen – sei es, wie sie reden oder mit wem sie unterwegs sind oder welche Hautfarbe sie haben oder ob sie richtig Deutsch sprechen.
Vor allem fällt auf, dass Ihr Eure feministischen Standards an Marketing und Politik ausrichtet: Der gute Ruf, was andere über uns denken und die politische Richtung stehen über dem Prinzip, Frauen zu unterstützen und auf der Seite der Frauen zu sein.
Frauen, die sich weiterhin durch Männer, Gerüchte, Politik und Marketing ablenken und beeinflussen lassen, sind für unsere Sache gefährlich. Frauen, die keine klare Position haben, schwächen uns. Sie üben ungünstigen Einfluss aus auf Frauen, die neu zu uns gefunden haben und noch unsicher sind, ob sie wirklich einfach für sich und Frauen eintreten dürfen. Frauen sind immer ablenkbar durch Männer und immer ablenkbar durch Dinge wie den guten Ruf, Marketing und Politik („bei Euch ist eine rechte Frau“ „Sie war viel zu gemein zu Männern“). Wir sollten ein sicherer Hafen sein für Frauen, keine Schlangengrube, denn viele Frauen kommen sehr angeschlagen zu uns. Wenn der Fokus auf Frauen und der Sache der Frauen liegt, spielt Marketing und Politik keine Rolle, denn zunächst geht es erst einmal darum die gemeinsame Basis zu finden und zu pflegen und die Gehirnwäsche des Patriarchats, die uns immer als nette, freundliche, gefällige, dienende Frauen haben möchte, hinter uns zu lassen. Frauen dürfen endlich wütend sein und auch über die Stränge schlagen. Frauen sollten nicht mehr durch andere Frauen gemaßregelt werden in ihrem Tonfall, wenn sie die Wut über ihre Unterdrückung zur Sprache bringen. Frauen sollten das entfesseln dürfen, was schon die ganze Zeit unterdrückt werden musste: Den berechtigten Zorn über das, was das Patriarchat ihnen und ihren Kindern antut und abverlangt und die Art und Weise, wie es uns und unsere Lebensgrundlagen zerstört.
Wir sind an einem Punkt der Geschichte, der sehr entscheidend ist und der viele Frauen auf der Welt aufmerksam macht. Daher ist es wichtig, dass wir wirklich einen klaren Kompass haben für das, was wichtig ist und für das, wofür wir eintreten. Die Ernsthaftigkeit in der Sache und die Unterscheidungskraft ist wichtiger denn je, denn wir stehen laufend unter der Berieselung sozialer Medien und Nachrichten oder unter den Einflüsterungen von Männern oder Frauen, die uns weiterhin in unserem Patriarchatskorsett halten wollen. Wir können uns daher nur auf unseren eigenen Verstand und auch auf unsere Intuition verlassen und vor allem darauf, dass die Sache der Frauen eine GUTE Sache ist und dass es nie etwas Gutes hervorgebracht hat, wenn Frauen in ihren Rechten beschränkt wurden. Im Gegenteil hat sich eine gute und sichere Position von Frauen immer auf positiv auf alle Menschen ausgewirkt. Voraussetzung ist jedoch, dass wir insgesamt das patriarchale Denken in Herrschaft und Macht hinter uns lassen und damit auch die Suche nach Führungsfiguren oder nach dem Abgeben von Verantwortung. Jede einzelne von uns zählt mit ihren Fähigkeiten und jede einzelne muss Verantwortung übernehmen.
Ich stehe weiterhin zu allem, was ich in den letzten Tagen gesagt oder getan habe, wem ich beigestanden habe und von wem ich mich getrennt habe. Frauen, die Lügen und Gerüchte über mich verbreiten oder die das unterstützen und die keine klare Position haben, lasse ich hinter mir und überlasse es jedem einzelnen, die Sache selbst zu bewerten. Und ja, ich finde es auch nach wie vor richtig und wichtig, diese Personen öffentlich zu benennen – denn was sie tun, ist sehr schädigend und es ist wichtig, dass viele das wissen. Die meisten, die den Gesamtverlauf verfolgt haben und sich als verlässliche Verbündete erwiesen haben, bestätigen das, bedanken sich und stehen auf einer ähnlichen Position wie ich. Das liegt aber nicht daran, dass ich Einfluss genommen habe, Gerüchte verbreitet oder mich lang und breit in irgendwelchen Gruppen über Einzelne ausgelassen habe. Aus gutem Grund bin ich in fast keinen Gruppen mehr, weil diese sich für mich als nicht verlässlich und teils sogar gefährlich erwiesen haben. Ich tausche mich mit Einzelpersonen aus. Und ich vertraue darauf, dass sich die Wahrheit auf lange Sicht immer durchsetzt.
Und nein, ich trenne mich auch nicht leichtfertig von Menschen. Aber ich trenne mich, wenn sie für mich nicht mehr vertrauenswürdig sind. Es kostet mich zu viel auf der Position zu stehen, auf der ich bin und das zu vertreten, was ich vertrete. Ich habe verdient, dass hier nur Menschen neben mir stehen, denen ich wirklich vertrauen kann und die mich als diejenige sehen, die ich bin:
Eine einfache Frau mit Mut und Wut und mit dem Werkzeug der klaren Sprache.
I am proud to be a woman, it is my life my way. Das war nach einer gewaltvollen Kindheit und Jugend mit all ihren langen Folgen an meinem Geist, Seele und Körper ein langer Weg. Und ich bin stolz, die Frau geworden zu sein, die ich heute bin. Durch meine Kraft und die absolute Solidarität von Frauen, die es immer weniger gibt. So scheint es. In den sozialen Medien. Wir brauchen uns im realen Leben!!! Martina
Bleib so, wie du bist und lass dich nicht kirre machen!